Frankfurter Rundschau: Die Hoffnung stirbt im Schnee
Eisige Temperaturen und Schneestürme kosten Flüchtlinge in Osteuropa das Leben. Verwahrlosung und Kälte machen Migranten im größten bulgarischen Lager zu schaffen.
von Olivia Kortas & Kasper Goethals
Die Polizei fand ihre Leichen im Wald. Zwei kurdische Männer, Talaat Abdulhamid (36) und Hardi Ghafour (29), waren aus der Stadt Erbil im Nordirak geflüchtet. Doch ihre Reise in Richtung Westeuropa endete tödlich: Sie erfroren in einem Schneesturm im Naturschutzgebiet Strandzha an der bulgarischen Grenze mit der Türkei, sechs Kilometer vom Dorf Izvor entfernt. Sie konnten auf ihrem Marsch durch den Sturm nicht pausieren, die bulgarische Grenzpolizei war ihnen auf den Fersen.
Laut Izvors Bürgermeister lagen die halb verschneiten Körper schon seit zehn Tagen im Wald, als Beamte sie entdeckten. Taalat und Hardi sind nicht die ersten toten Migranten, die die Bulgaren in den vergangenen Tagen gefunden haben. An Neujahr starb in derselben Region eine Somalierin, ihre Begleiter liegen mit erfrorenen Gliedmaßen im Krankenhaus. In anderen Balkanländern forderte der europäische Schneesturm ebenfalls Menschenleben. In Serbien starb ein Mann, der von der ungarischen Grenzpolizei gestoppt und zurückgeschickt wurde. An der türkisch-griechischen Grenze erlag ein 20-jähriger Afghane einer Unterkühlung, nachdem er den Fluss Evros an der türkisch-griechischen Grenze überquert hatte. Die Temperaturen waren an diesem Tag auf minus 14 Grad gesunken. Auch auf den griechischen Inseln, wo mehr als 15 000 Flüchtlinge festsitzen, leiden die Menschen unter der Kälte. Manche müssen bei eisigen Temperaturen in Zelten leben.
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